Das Photogramm|Licht, Spur und Schatten 08./09. April 2006
Filmsoirée
- Le retour a la raison, Man Ray, F 1923, 35 mm, b/w, 2 min. (video)
- pharmacy (remake of Themerson’s aptekca): Bruce Checefsky, HU 2001, 35mm, silent, b/w (video)
- Röntgenstrahlen, Martin Rikli, D 1937, 16mm, 493m/ca. 18 min., b/w, sound
- Color Cry, Len Lye 1952, 16mm, 3 min.
- The Garden of Earthly Delights, Stan Brakhage. USA 1981. color,35 mm, 2 Min. (16mm)
- Song of the Firefly, Izabella Pruska-Oldenhof, CA 2002, 35mmSound, 4.5min. (DVD)
Die Filmsoirée am Samstag Abend stellte fünf künstlerischen Photogrammfilmen nicht nur einen wissenschafts-didaktischen Röntgenfilm gegenüber, sondern zeigte mit dem direkten und undirekten Verfahren auch zwei unterschiedliche technische Ansätze. Bezieht man das Röntgenverfahren mit ein, so ist der erste Photogrammfilm beinahe so alt wie das Medium Film. 1896/97 fertigte der Schotte Mc Intire den ersten Röntgenfilm an. Bereits damals stellte sich prinzipiell die methodische Frage einen Röntgenfilm direkt durch direktes Belichten des Röntgenfilms anzufertigen oder ihn indirekt durch das Abfilmen eines Leuchtschirms herzustellen.
Auch im Kunstkontext spielen diese beiden Ansätze ein Rolle. Man Ray stellte die photogrammatischen Sequenzen von „Retour à la Raison“ direkt her, indem er längere, auf eine Platte gepinte Filmstreifen mit Salz, Reis etc. bestreute und dann belichtete. Dieser erste künstlerische Photogrammfilm aus dem Jahre 1923 ist aber auch ein Spiel mit den Eigenschaften des Mediums Film, da dieses Vorgehen die zeitliche Aufteilung des Films in einzelne Frames unterläuft.
Der erste indirekte künstlerische Photogrammfilm wurde 1930 von dem polnischen Experimentalfilmehepaar Themerson produziert. Sie benutzen einen speziellen Aufbau, bei der sie von unten eine Glasplatte filmten. Da der Film „aptekca“ im Krieg verloren ging, fertigte 2001 Bruce Checefsky mit „pharmacy“ eine Rekonstruktion an.
Der didaktische Film „Röntgenstrahlen“ stellte Martin Rikli 1937 in Zusammenarbeit mit Robert Janker zusammen. Er zeigt in der zeittypischen propagandistischen Manier die Möglichkeiten mit dem indirekten Verfahren, das damals technisch erst möglich wurde, in das bewegte Innere von menschlichen und tierischen Körpern zu schauen.
Len Lyes „Color Cry, Len Lye” aus dem Jahre 1952 und Stan Brakhages „The Garden of Earthly Delight“ von 1981 stellen eher eine filmische Clichétechnik dar. So ging Brakhage ähnlich wie in dem bekanntere Film „Motlight“ vor, indem er Pflanzen zwischen zwei klare Filmstreifen klebte und auf Film umkopierte.
Izabella Pruska-Oldenhof verbindet 2002 in „Song of the Firefly” nun Man Rays und Stan Brakhages Ansätze, indem sie in der Dunkelkammer Pflanzen als dreidimensionale Objekte auf 35-mm-Farbmaterial belichtete.
Zusammenstellung: Tim Otto Roth